… keinen Begriff mehr davon. Selbst auf den Universitäten, sogar unter den eigentlichen Gelehrten der Philosophie beginnt Logik als Theorie, als Praktik, als H a n d w e r k, auszusterben. Man lese deutsche Bücher: nicht mehr die entfernteste Erinnerung daran, dass es zum Denken einer Technik, eines Lehrplans, eines Willens zur Meisterschaft bedarf, – dass Denken gelernt sein will, wie Tanzen gelernt sein will, a l s eine Art Tanzen …«
Friedrich Nietzsche
Nietzsche, Friedrich: Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt. In: ders.: Kritische Studienausgabe. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 6: Der Fall Wagner. Götzen-Dämmerung. Der Antichrist. Ecce homo. Dionysos-Dithyramben. Nietzsche contra Wagner. München: Dtv, 1999(2). S. 109.
Auch ich kann mich den bereits verfassten Kommentaren anschließen. Dieses Semester habe ich mich zum ersten Mal mit diesem Thema auseinandergesetzt – habe angefangen, noch kritischer zu hinterfragen, angefangen, mich mit dem Wahrheitsbegriff auseinanderzusetzen, angefangen, über den Tellerrand hinauszudenken. All dies jedoch in einem von mir freiwillig gewählten Kurs. Nicht in der Schule, die uns »vorbereiten« sollte, nicht im Studium als Pflichtfach. Dabei sind die Methoden der Philosophie auf (fast) alle Bereiche des Lebens anzuwenden.
Ich kann den Kommentaren nur zustimmen. Es geht viel zu sehr darum, Dinge auswendig zu lernen und abzufragen, anstatt eigenverantwortlich zu denken, eigene Ideen zu entwickeln oder das kritische Denken zu schulen. Aber genau das sind die Eigenschaften, die wir in unserer Welt am meisten brauchen. Wissen ist überall frei verfügbar, vielleicht zu frei. Jeder kann »Fake News« im Internet verbreiten. Und genau deswegen ist es wichtig, den Fokus von Wissensvermittlung eher auf das Selektieren von Wissen zu lenken. Wie erkenne ich »Fake News«? Wie sortiere ich Wissen, und wie hinterfrage ich Dinge kritisch?
Zu den Kommentaren möchte ich hinzufügen, dass in der Schule der selbstständige Umgang mit vielen Informationen gelernt wird, allerdings nicht gelehrt. Es geht nicht zwingend darum, das Wissen zu behalten, sondern einen eigenen Lernstil zu entwickeln, um im späteren Leben sich neues Wissen effizienter anzueignen. Trotzdessen ist es natürlich bedenklich, dass 12 Jahre Schulwissen sich mehr oder weniger in Luft auflösen. Daraus schließt sich: Wissen ist ein Prozess und muss ständig gefüttert werden, um im Vordergrund zu bleiben.
Wir leben in einer Gesellschaft, die mehr Wert darauf legt, bestehendes Können und Wissen von SchülerInnen und Studierenden zu prüfen, als ihnen dazu zu verhelfen, Denken und Problemlösung zu lernen und an Herausforderungen zu wachsen. So fokussieren sich SchülerInnen eher darauf, zu beweisen, was sie bereits sind, können oder haben, und nicht darauf, wie sie in schwierigen Herausforderungen das Problem lösen, durch den harten Prozess des Wachsens kommen und aus der Komfortzone herausbrechen können.
In Zeiten, wo (schulische, universitäre) Leistung einen sehr hohen Stellenwert in der Gesellschaft einnimmt, wird das eigene Denken oft vergessen. Informationen werden primär stupide auswendig gelernt und nur selten hinterfragt. Viel wird nur auswendig für die Klausuren gelernt, es wird selten über die Inhalte nachgedacht, man eignet sie sich selten nachhaltig für die Zukunft an.
Dem kann ich nur zustimmen. Es ist viel wichtiger, zu hinterfragen und etwas nachhaltig zu verinnerlichen und verstanden zu haben, als es bulimieartig auswendig zu lernen. Themen sollten beispielsweise in verschiedenen Kontexten und aus unterschiedlichen Perspektiven mithilfe von Beispielen beleuchtet werden. Nur so können das Wissen und die erlernten Strategien später auch flexibel eingesetzt werden – kognitive Flexibilität.
Ich schließe mich ebenfalls an. An Schulen und Universitäten muss man nicht logisch denken, um sehr gute Resultate zu erzielen. Es reicht oftmals zu wissen, worauf der Prüfer wert legt, und ist dann in der Lage, gezielt für die Wissensabfrage zu lernen. Dass so kein tiefes Verständnis für ein Thema aufgebaut werden kann, das ist logisch.