… schon in zwanzig Seiten ausdrücken können, wozu ich manchmal sogar zwei Zeilen brauche.«
Karl Kraus
Kraus, Karl: Aphorismen. Sprüche und Widersprüche. Pro domo et mundo. Nachts. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1986. S. 116.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… schon in zwanzig Seiten ausdrücken können, wozu ich manchmal sogar zwei Zeilen brauche.«
Karl Kraus
Kraus, Karl: Aphorismen. Sprüche und Widersprüche. Pro domo et mundo. Nachts. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1986. S. 116.
Um den Wert von Präzision und Verdichtung von Informationen zu bewerten, bedarf es einer Differenzierung zwischen den Ansprüchen verschiedener Literatur. Verschiedene Schreibstile sind geeignet für verschiede Zwecke. Ein Roman oder ein Gedicht können nicht auf Prägnanz allein reduziert werden: Hier zählt oft eine emotionale Wirkung, welche von Ausschweifungen profitieren kann, ein rein informativer Text hingegen nicht.
Meiner Meinung nach fasst Karl Kraus mit seinem Zitat sehr gut zusammen, wie schwierig es sein kann, Gedanken und Ideen zu einem Thema klar und prägnant auszudrücken. Ich persönlich finde es sehr beeindruckend, wenn jemand in der Lage ist in wenigen Worten das Wesentliche über ein Thema zu sagen, egal wie simpel oder komplex es auch sein mag. Hier stellt sich mir nur die Frage, ob es immer gut ist, ein Thema kurz und kompakt zu halten, oder ob es manchmal nicht auch besser ist, detailreich darüber zu lesen oder zu hören.
Mit diesem Zitat will Karl Kraus auf ironische Weise zeigen, wie unterschiedlich die Schreibstile von Schriftstellern sein können. Während die einen sehr blumig und ausschweifend in ihren Texten sind, beschränken sich andere Schriftsteller nur auf das Nötigste. Ich könnte mir vorstellen, dass er mit diesem Zitat versucht, die Schriftsteller dazu anzuregen, ihre Texte noch einmal zu überdenken und sich zu fragen, ob sie nicht zu schwammig formuliert und zu langatmig sind oder ob sie vielleicht im Gegenteil etwas mehr Beschreibung brauchen, um den Inhalt verständlich zu machen.
Dieses Zitat zeigt, wie unterschiedlich Schriftsteller ihre Gedanken ausdrücken können. Manche schaffen es, in wenigen Worten tiefgehende Gefühle und komplexe Ideen zu vermitteln, während andere mehr Raum dafür brauchen. Es erinnert uns daran, dass es nicht auf die Länge eines Textes ankommt, sondern auf die Fähigkeit, präzise und klar zu kommunizieren. Oftmals ist weniger mehr, und wahre Meisterschaft liegt darin, mit wenigem eine große Wirkung zu erzielen. Dies betrifft aber nicht nur die Schreibkunst sondern auch andere Bereiche. Beispielsweise ist es auch im Kommunikationsdesign eine Kunst, mit wenigen visuellen Elementen und gezielter Typografie die Kernbotschaft klar und eindrucksvoll zu vermitteln.
Ich denke, Karl Kraus versucht hier die Kunst der Schriftsteller herauszustellen, komplexe Sachverhalte und Emotionen innerhalb von wenigen Seiten zusammenzufassen. Dieses pregnante Können benötigt ein tiefes Verständnis und ein herausragendes sprachliches Geschick. Ich denke, er will auch darauf hinaus, dass ein wahrhaft guter Text nicht in der Anzahl der Wörter, sondern in der Qualität dieser gemessen werden sollte.