… daß es so viel Ehre ist heutzutag etwas Falsches zu sagen.«
Georg Christoph Lichtenberg
Lichtenberg, Georg Christoph: Schriften und Briefe. Erster Band: Sudelbücher I. Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 1994(3). S. 522.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… daß es so viel Ehre ist heutzutag etwas Falsches zu sagen.«
Georg Christoph Lichtenberg
Lichtenberg, Georg Christoph: Schriften und Briefe. Erster Band: Sudelbücher I. Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 1994(3). S. 522.
»Heutzutage« bezieht sich nicht unbedingt auf die aktuelle Situation, denn was sich in der Gesellschaft momentan immer mehr entwickelt ist ein Phänomen, welches sich »Cancel Culture« nennt. Dieser neuen Sozialkultur bzw.dieses Vorgehen bei falschen Aussagen liegt der Ansatz zugrunde, dass dies nicht mit Ehre beantwortet wird, sondern viel mehr mit dem Ausschließen aus der Gesellschaft, wenn die Aussagen nicht dem Wahrheitsempfinden der Masse entspricht. Besonders Menschen, deren Handeln und Aussagen in der Öffentlichkeit einsehbar sind, stehen unter hoher Gefahr, bei Fehlaussagen kritisch und ohne Erbarmen verurteilt zu werden und anschließend aus der Gesellschaft bzw. den jeweiligen Kreisen entfernt zu werden. Bezieht sich das »etwas Falsches zu sagen« insbesondere auf soziale Bereiche wie Rassismus und Sexismus, ist viel Empathie und Vorsicht geboten, um das »Falsche« nicht nur wahrheitsgemäß, sondern auch sozialkorrekt, respektierend und bedacht auf Betroffene, zu äußern. Denn die sogenannte »Cancel Culture« kennt keine Gnade, und in den meisten Fällen hat eine öffentliche Entschuldigung in der Vergangenheit trotzdem zu keiner Vergebung geführt.
Viele Dinge werden gesagt, weil sie in der Gesellschaft gut ankommen. Leute hören das, was sie hören wollen, sind dann zufrieden und hinterfragen das Gesagte nicht weiter, denn es passt gerade zu ihrer Meinung. Aussagen werden wertgeschätzt, obwohl sie weder genug analysiert, kritisiert, recherchiert und belegt wurden. Es ist bequemer zu glauben, als selbst zu denken.
Was als falsch und richtig wahrgenommen wird, liegt im Auge des Betrachters. Wenn etwas honoriert wird, dann meist, weil es als richtig empfunden wird.
Wenn jemand etwas sagt, das als falsch empfunden wird, und dafür Zustimmung erhält, bedeutet das in der Regel, dass er sich in der falschen Gesellschaft befindet.