… einer Epoche, gibt es kein anderes Mittel als die Zeit.«
Nicolás Gómez Dávila
Dávila, Nicolás Gómez: Das Leben ist die Guillotine der Wahrheiten. Ausgewählte Sprengsätze. Frankfurt am Main: Eichborn, 2007. S. 294.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… einer Epoche, gibt es kein anderes Mittel als die Zeit.«
Nicolás Gómez Dávila
Dávila, Nicolás Gómez: Das Leben ist die Guillotine der Wahrheiten. Ausgewählte Sprengsätze. Frankfurt am Main: Eichborn, 2007. S. 294.
Aus der eigenen Perspektive kommt einem die „herrschende Meinung“einer Epoche oft starr und festgefahren vor. Doch wie das eigene Denken ist auch die herrschende Meinung kein fester Parameter und vollzieht sich eines ständigen, wenn auch langsamen, Wandels. Kann man aber wirklich sagen, dass das einzige Mittel für diesen Wandel die Zeit ist?
Ist es nicht vielmehr die Weiterentwicklung der Gesellschaft, beeinflusst durch politische, wirtschaftliche, soziale, gesundheitliche und kulturelle Veränderungen, die diesen Wandel hervorbringt? Und ist es nicht ebenfalls die Größe der menschlichen Bevölkerung, welche die Dauer dieses Wandels, mit bestimmt? Ist die Zeit dann nicht vielmehr ein Resultat als ein Mittel der Veränderung bzw. Weiterentwicklung der „herrschenden Meinung“?
Vielleicht kann man es auch so formulieren: Die herrschenden Meinung einer Epoche wird durch die Weiterentwicklung der Gesellschaft, beeinflusst durch politische, wirtschaftliche, soziale, gesundheitliche und kulturelle Veränderungen/Parameter, verändert. Ausschlaggebend für die Dauer dieser Änderungen ist die Anzahl der menschlichen Bevölkerung.
Eine sehr interessante Aussage. Ich stimme Jil Huss zu, dass „herrschende Meinungen“ oft nur langfristig nachhaltig, vielleicht sogar erst durch neue Generationen geändert werden. Allerdings bemerke ich auch bei mir selbst, wie die zahlreichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewegungen mein Denken verändert haben. Klimaschutz nimmt für mich einen immer höheren Stellenwert ein, seitdem ich mich mehr mit dem Thema befasse. Und dies verfestigte sich innerhalb des letzten Jahres, was, wovon ich jetzt einfach mal ausgehe, unter dem Zeitraum liegt, den Dávila im Sinne hatte.
Ich glaube daher schon, dass, vor allem durch politische und gesellschaftliche Extremsituationen, der Gesellschaft die Augen geöffnet werden können und die vorherrschende Meinung zu verschiedenen Situationen sich auch in kurzer Zeit verändern kann. Ein wenig Zeit braucht es natürlich immer.
Leider stimme ich diesem Kommentar weitestgehend zu. Man könnte zwar meinen, das tragische politische und gesellschaftliche Ereignisse die vorherrschende Meinung einer Epoche drastisch ändern könnten, jedoch regen sich dabei in mir hinsichtlich unserer Geschichte Zweifel.
Frauen fingen an in der Mitte des 19. Jahrhunderts für ihr Wahlrecht und ihre generelle Gleichstellung zu kämpfen und obwohl sich natürlich vieles geändert und verbessert hat würde ich behaupten, dass bis heute die Gleichstellung der Geschlechter nicht erreicht ist.
Die Bürgerrechtsbewegung in den USA erreichte zwar Verbesserungen in der Rassentrennung, allerdings änderte sich die vorherrschende Meinung der weißen Amerikaner nicht ansatzweise schnell und ist bis heute von Vorurteilen und Rassismus getränkt. Langsam, mit der Zeit verändert sich der Konsens der Menschen.
Als das Ende des zweiten Weltkriegs erreicht wurde und die furchtbaren Bilder und Wahrheiten über die Schandtaten der Nationalsozialisten bekannt wurden, änderte sich zwar die Art und Weise wie über Juden und andere verachtete Gesellschaftsgruppen öffentlich gesprochen wurde und sie behandelt wurden, jedoch denke ich, dass dabei nicht eine plötzliche Meinungswandel der Menschen der Grund war. Der Druck der anderen Länder und insbesondere der Kriegsgewinner zwang die Leute ihre Meinung vielleicht nicht mehr öffentlich und selbstbewusst zu äußern und danach zu handeln, doch die einzige Art wie die nationalsozialistischen Meinungen der Zeit sich im großen änderten, war indem die Menschen die sie vertraten wegstarben.
Nicht umsonst sagen wir über die leicht rassistischen Aussagen unserer Großeltern, dass sie eben in einer anderen Zeit großgeworden sind und die alten Generationen regen sich immer über die neuen, törichten Meinungen der jungen Leute auf.
Generell stimme ich diesem Zitat zu. In der Tat wird durch das verstreichen der Zeit eine neue Generation hervorgebracht, mit neuen Ideen, Werten und Zielen. Dennoch kann dieses Zitat auch dazu führen, dass der Leser sich bequem zurücklehnt und meint, nicht aktiv am Geschehen und an den Geschicken unserer Welt teilhaben zu müssen. Die Zeit wird es schon richten. Diese Einstellung kann vor allem gegenwärtig Schaden anrichten, da gewisse Dinge unbedingt angegangen werden müssen, auch wenn sie nicht der „herrschenden Meinung“ entsprechen.