… derart vervielfachen, daß die Anzahl der Wächter für sie nicht ausreicht.«
Stanisław Jerzy Lec
Lec, Stanisław Jerzy: Das große Stanisław Jerzy Lec Buch. Aphorismen, Epigramme, Gedichte und Prosa. München: Goldmann, 1990. S. 33.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… derart vervielfachen, daß die Anzahl der Wächter für sie nicht ausreicht.«
Stanisław Jerzy Lec
Lec, Stanisław Jerzy: Das große Stanisław Jerzy Lec Buch. Aphorismen, Epigramme, Gedichte und Prosa. München: Goldmann, 1990. S. 33.
Manche hier sagen, dass Gedanken nicht unterdrückt werden können. Doch sehr sogar, vor allem durch Angst, aber auch durch Überbelastung.
Durch persönlichen Erfahrungen weiß ich das sehr genau … Und was wir alle kennen, sind Blackouts!
Ich würde sogar sagen, dass es für Gedanken keine effektiven Wächter gibt. Sie können zwar stark beeinflusst, jedoch unmöglich voll und ganz unterdrückt werden. Gedanken gehören zu den wenigen Dingen, die man nur schwer beziehungsweise gar nicht zum Schweigen bringen kann.
Ich denke, dass man Gedanken nicht unterdrücken kann, sie sind frei. Und das ist auch gut so!
Dieses Zitat erinnert an den Prozess der Ideenfindung – Qualität entsteht dabei erst durch Quantität.
Was aber, wenn gelernt wird, die Wächter in solchen Situationen einfach hinauszuwerfen oder gar nicht erst hineinzulassen? Sonst ist es ein ständiges Grübeln und Hin und Her um endlich genug Mut oder genügend Argumente zu haben, um eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Die Kunst ist es, sich selbst so sehr zu vertrauen, dass trotz wenig Grübeln, wenig Gedanken und kaum vermeintlicher Kontrolle die Wächter keine Macht haben.
Ein Gedanke muss aus vielen unterschiedlichen Perspektiven durchleuchtet werden, und es müssen möglichst viele Informationen gesammelt werden, um die Wächter/Kritiker zu übertreffen. Auch die eigenen kritischen Stimmen (Wächter) müssen übertroffen werden, um einen Gedanken für richtig zu halten und weiterspinnen zu können.
Ich denke, in diesem Zitat geht darum, dem eigenen Standpunkt vertrauen zu schenken und sich nicht immer dem vermeintlichen Meinungsbild der Bevölkerung zu beugen. Als Wächter der Gedanken könnte man die Gesellschaft oder in totalitären Staaten die Regierung sehen. Und die Anzahl der Gedanken vervielfachen, verstehe ich als eine Art Rebellion und die mutige und kluge Entscheidung, den Geist anzuregen, differenzierte Gedanken zu produzieren und zuzulassen.
Man muss mehr Träume im Leben haben, als das Leben einem zerstören kann.