… Sie ist Menschlichkeit überhaupt. Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, daß wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen.«
Voltaire
Voltaire: Über die Toleranz. Berlin: Suhrkamp, 2016(5). S. 31.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… Sie ist Menschlichkeit überhaupt. Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, daß wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen.«
Voltaire
Voltaire: Über die Toleranz. Berlin: Suhrkamp, 2016(5). S. 31.
Tolerant zu sein bedeutet für mich, neben meinen eigenen Meinungen und Ansichten auch die, der anderen zu akzeptieren und auch zu versuchen, sie nachzuvollziehen. Jeder Mensch hat andere Wertevorstellungen und handelt aus verschiedenen Erfahrungen heraus in gewissen Situationen anders, als man es selbst tun würde.
Dennoch finde ich es wichtig, viele Dinge kritisch zu prüfen und nicht blindlings sich alles von jedem gefallen zu lassen. Besonders, wenn es einem selbst schaden zufügt.
Verzeihen ist gut, solange es die eigene Seele frei macht und es einen für die Zukunft auch glücklich macht.
Ich finde es wichtig, falsches Handeln zu tolerieren, da es keinen Leitfaden für Richtig und Falsch gibt und jeder Mensch Schwächen hat und Fehler macht. Toleranz ist meiner Meinung nach Voraussetzung dafür, aus Fehlern zu lernen und sich weiterzuentwickeln um miteinander Leben zu können.
Ich frage mich aber, ob Toleranz, als eine Rechtfertigung für Fehler, falsches Handeln bestärkt.
Würden weniger Fehlentscheidungen getroffen werden, wenn Toleranz nicht existieren würde, oder könnten die Menschen ohne Toleranz nicht friedlich miteinander leben?
Betrachtet man die Bedeutung des Wortes Toleranz „erdulden“ oder „ertragen“, so stellt sich mir die Frage: Wenn es ein Naturgesetz ist, wechselseitig stets tolerant zu sein, läuft man dann nicht Gefahr, seinen eigenen Prinzipien nicht treu zu bleiben, nur um Konflikte vorzubeugen und eine „Schönwettergesellschaft“ darzustellen?
Wechselseitige Toleranz halte ich in einer Gesellschaft für sehr wertvoll. Es gibt keinen Menschen, der nicht mindestens ein Mal in seinem Leben einen Fehler begangen hat. Trotzdem denke ich nicht, dass Voltaire hier gemeint hat, dass wir uns gegenseitig all unsere Fehler verzeihen sollen.
Gerade für eine funktionierende Gesellschaft ist es wichtig (auch mittels eines Rechtssystems) Grenzen zu entwerfen, ab wann eine Handlung nicht mehr toleriert wird und zu Konsequenzen führen kann.
Ich finde es eher hinderlich, dass der Autor das Verzeihen von Dummheit und Schwäche als Hauptziel der Toleranz sieht.
Ein Beispiel: Das Räderwerk einer Uhr erweckt den Eindruck, dass die Räder formschlüssig ineinander greifen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es braucht einen gewissen Spielraum (auch Toleranz genannt). Fehlt dieses Spiel oder ist es zu groß, entsteht unnötige Reibung oder die Uhr geht sogar kaputt.
Mit der Toleranz zwischen Menschen ist es ähnlich. Wer sich alles gefallen lässt, landet genauso schnell im heißen Wasser, wie wenn er sich gar nichts gefallen lässt.
Toleranz ist demnach kein definierbarer Zustand, sondern ein bestimmter Bereich, in dem eine Abweichung von der Norm für das gemeinsame Funktionieren erwünscht ist.
Der Begriff „Toleranz“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „erdulden“ oder „ertragen“.
Aber tolerant zu sein bedeutet doch nicht etwa jemanden zu ertragen oder zu erdulden?!
Nein, vielmehr heißt es jeden einzelnen Menschen zu respektieren und ihm seine Anerkennung zu schenken.
Im Grunde ist von Gleichberechtigung die Rede!
Der Begriff Toleranz impliziert, dass es eine objektive Wahrheit gibt, die als Maßstab gilt um menschliche Verhaltensweisen/Menschen etc. zu beurteilen. Auf Grund dessen kommt erst der Begriff von Toleranz auf, da auf Grund der objektiven Wahrheit bestimmte Verhaltensweisen/Menschen als nicht der norm entsprechend gesehen werden, die man somit als tolerierbar empfindet im Sinne von Nicht Richtig/nicht der objektiven Wahrheit entsprechend, aber akzeptabel. Also bedeutet Toleranz etwas zu dulden, aber nicht anzuerkennen.
Niemand ist unfehlbar. Wir alle begehen Fehler und handeln nicht immer richtig. Daher sollte es selbstverständlich sein, sich selbst und anderen zu verzeihen. Ich frage mich allerdings, muss und vor allem darf ich alles tolerieren? Wann ist Toleranz eine Form von Respekt und Tugend, wann eine Form der Passivität und Schwäche? Wenn jemand unvernünftig handelt und einer anderen Person dadurch schadet, darf ich dann intolerant sein? Wo sind die Grenzen zu ziehen?
Wichtig ist hier die Betonnung auf wechselseitig. Schnell stellt sich die Frage ob Toleranz gegenüber einem Intoleranten angemessen ist. Uneingeschränkte Toleranz führt mit zwingend zum Verschwinden der Toleranz. Es schein das das Thema gerade in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Wie soll sich eine Demokratie gegenüber von politischen Extremisten verhalten.
Der Aspekt des Umgangs mit Extremisten ist eine interessante Frage. Sie hat bei mir folgende Überlegungen ausgelöst. Dieser Aspekt wirft ein Licht auf einen anderen Aspekt der Toleranz, nämlich auf den Standpunkt. Die AFD-Politiker haben wohl auch das Gefühl, dass die „anderen“ alle intolerant ihnen und ihren Ideen gegenüber sind?
Toleranz ist indirekt auch mit Wachstum verknüpft. Ohne Fehler zu machen lernt man nichts neues. Und wenn die Angst vor Fehlern zu groß ist, als die Neugierde auf Neues, bleibt man stehen. Wenn man aber Toleranz für Fehler erlebt, sinkt gleichzeitig die Angst vor genau diesen wichtigen Fehlern.