… in Gärung sind, so machen sie nicht leicht halt.«
Voltaire
Voltaire: Über die Toleranz. Berlin: Suhrkamp, 2016(5). S. 46.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… in Gärung sind, so machen sie nicht leicht halt.«
Voltaire
Voltaire: Über die Toleranz. Berlin: Suhrkamp, 2016(5). S. 46.
Mit dem Nichtsdenken ist es doch eigentlich wie mit dem Nichtstun – man kann es eigentlich nicht. Wir denken permanent an etwas oder über etwas nach und wenn wir uns einmal an etwas »festgedacht« haben, kommen wir aus dem Zerdenken auch nicht mehr so schnell raus. Dann bauen wir uns um einen Impuls, den wir bekommen haben, eine ganze Gedankenwelt und spinnen beispielsweise Gespräche zusammen, die in Zukunft stattfinden könnten, dies aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht tun.
Es will gelernt sein, nichts zu denken und beispielsweise bei einer Meditation Gedanken zwar kommen, aber auch wieder gehen zu lassen und sich nicht daran festzubeißen. Auch Dinge achtsam und ganz bewusst zu tun, ohne gedanklich ganz woanders zu sein, fällt einem im Alltag oft schwer.
Das sogenannte „Overthinking“ kann man gut als Gärung der Köpfe bezeichnen. Viele Menschen sind in der heutigen Zeit von diesem Syndrom betroffen. Wenn man zu viel (über die kleinsten Dinge) nachdenkt und grübelt, so weit, bis es den Alltag behindert und gar einschränkt, kann dies einen Menschen schnell einnehmen. Ist man einmal in diesem Strudel gefangen, ist es schwer, dem wieder zu entkommen.
Der Mensch denkt immer. Auch wenn man sich einmal vornimmt „Nichts“ zu denken, so denkt man doch daran, dass man seinen Kopf entleeren möchte, um „Nichts“ zu denken. Selbst im Schlaf äußern sich unsere Gedanken in unseren Träumen, denn hier verarbeiten wir das, was uns den ganzen Tag beschäftigt und worüber wir uns Gedanken machen.
Wir Frauen wissen wovon wir hier sprechen, schließlich machen wir uns immer zu viele Gedanken. Und selbst wenn wir uns vornehmen, uns keine Gedanken mehr zu machen und nicht mehr darüber reden zu wollen, so schleichen sich die Gedanken durch eine Hintertür wieder in unseren Kopf und wir machen uns ziemlich sicher noch mehr Gedanken als zuvor.
Dem Kopf kann man das Denken nun einmal nicht verbieten, und so werden sich unsere Gedanken zu einem Thema immer weiter drehen, ob wir es nun wollen oder nicht. Wir werden immer neue Argumente finden, die unsere Gedanken weiter anfachen. Die eine optimale Lösung wird sich nur selten daraus ergeben.
Deshalb gären unsere Gedanken immer weiter und das Netz aus Ideen, Meinungen und Argumenten wird immer größer und weiter.
Denken ist für den Mensch Gewohnheit. Aber der Kopf verliert sich dabei gerne selbst. Ob bei Ideen und Gedanken, Diskussionen und Meinungen oder Vorurteilen und Sturheit.
Setzt sich der Kopf einmal in Bezug zu etwas und baut er womöglich einen emotionalen Bezug auf, fällt es schwer Distanz zu wahren und den Gedanken ein Ende zu setzen.