… ahnt nicht, dass er von der Natur verlangt, ihre Wunder zu unterbrechen.«
Antoine de Rivarol
Rivarol, Antoine de: Vom Menschen. Gedanken und Maximen, Portraits und Bonmots. Darmstadt: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), 2012. S. 143.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… ahnt nicht, dass er von der Natur verlangt, ihre Wunder zu unterbrechen.«
Antoine de Rivarol
Rivarol, Antoine de: Vom Menschen. Gedanken und Maximen, Portraits und Bonmots. Darmstadt: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), 2012. S. 143.
Mit der Formulierung des Zitates habe ich meine Schwierigkeiten. Genauer gesagt mit dem Begriff „Wunder“. Was sind Wunder überhaupt? Der Duden definiert den Begriff als »außergewöhnliches, den Naturgesetzen oder aller Erfahrung widersprechendes und deshalb der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht oder übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Geschehen, Ereignis, das Staunen erregt«.
Verstanden.
Jetzt aber meine Frage: Ist die Definition Wunder nicht einfach aus dem Unverständnis, vielleicht auch der Ignoranz des Menschen heraus geboren? Ist das Normale in der Natur damit wirklich ein Wunder nur weil es dem Menschen nicht begreiflich ist?
Blickt man auf die Geschichte der Menschheit zurück, erkennt man das schon viele Phänomene als Wunder angesehen wurden. Angefangen von Feuer bis hin zu Gewitter und Sonnenfinsternis. Um sie einordnen zu können hat der Mensch sie göttlichen Wundern zugeschrieben. Heute wissen wir wie und warum Gewitter entstehen und aus einem Wunder wurde »eine mit luftelektrischen Entladungen (Blitz und Donner) verbundene komplexe meteorologische Erscheinung«.
Daraus können wir schließen das Gewitter noch nie Wunder waren, da sie nie ein den Naturgesetzen widersprechendes Geschehen darstellte. Der Mensch hat es nur nicht verstanden.
Des weiteren hab ich nicht den Eindruck das Menschen Wunder verlangen. Sie hoffen auf Wunder. Hoffen auf Besserung, Veränderung oder Neubeginn. Sie erwarten hierbei jedoch nicht dass etwas übernatürliches aller Erfahrung widersprechendes passiert. Ein Bauer hofft auf Regen und eine Person die an Krebs erkrankt ist hofft auf Heilung. Das Eintreten von Regen oder der Heilung sind jedoch keine Wunder. Es sind mögliche Ausgänge einer Situation, welche logische und natürliche Ursprünge haben, dahingestellt ob wir sie verstehen oder nicht.
Daher meine zweite Frage: Gibt es Wunder?
Wer nach Wundern verlangt, tut dies denke ich oft aus der Hoffnung heraus, etwas Negatives zu verhindern. Die Sichtweise, alles sei ein Wunder könnte ein positiveres Denken hervorbringen. Dies mag helfen mit dem Leben umzugehen und es zu bewältigen, allerdings könnte das Zitat im Angesicht von tragischen Naturphänomenen sehr zynisch gesehen werden. Ich frage mich, ob eine Person deren Kind an Krebs erkrankt ist, oder die Bewohner einer Stadt die von einem Tsunami dem Erdboden gleichgemacht wurde, diese Naturereignisse ebenfalls als „Wunder“ sehen würden.
Ich stimme Jil Huss in ihrer Einschätzung zu, vor allem im Hinblick auf die Bewältigung des eigenen Lebens und des Alltags. Trotzdem sehe ich hier auch eine potenzielle Gefahr, dass das Hoffen auf Wunder manche Menschen in dem Glauben lässt, man könne gewisse Probleme durch Ausharren und Warten bewältigen. So wird man in eine Ecke gedrängt, fast wie gelähmt, der eigenen Handlungsfähigkeit beraubt.