… und großer Dünkel sind immer auf dem Wege entsetzliches Unglück anzurichten.«
Johann Wolfgang von Goethe
Goethe, Johann Wolfgang von: Werke. Band 6: Versepen, Schriften, Maximen und Reflexionen. Darmstadt: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), 1998. S. 487.
„Allgemeine Begriffe“ kann man verstehen als undifferenzierte Be- oder Zuschreibungen, die zu sehr verallgemeinern und dadurch (zu)viel Raum für Interpretation lassen.
Das in meinen Ohren etwas ältliche Wort Dünkel beschreibt, laut Duden, eine „übertrieben hohe Selbsteinschätzung aufgrund einer vermeintlichen Überlegenheit; Eingebildetheit, Hochmut“ (duden.de, Dünkel, der).
Ein Kombination aus beidem klingt in der Tat nach einer unguten Mischung: Wer sich überlegen fühlt – sei es zum Beispiel aufgrund einer scheinbaren moralischen Überlegenheit – und zudem mit undifferenzierten Beschreibungen und Vorurteilen andere Menschen herabsetzt, handelt nicht rational, sondern unkritisch und verblendet von der eigenen, vermeintlich hohen, Bedeutung.
Goethe drückte damals schon treffend aus, was heute nach wie vor existiert: Kritik am „Elfenbeinturm“. Vermeintlich intellektuelle Überlegenheit bedient sich an der pluralistischen Allgemeinheit und konvertiert so Häuser zu verzierten Bretterbuden.
Es wundert also nicht, wenn mittlerweile fast jedermann studiert, weltweit allerdings immer noch 690 Millionen (Welthunger-Index 2020) Menschen hungern müssen.