… bedenke das, was voraufgeht und was folgt, und so geh ans Werk. Andernfalls wirst du zwar zuerst entschlossen darangehen, da du ja keinen der aufeinander folgenden Umstände bedacht hast, später aber, wenn irgendwelche Unannehmlichkeiten auftreten, schmachvoll davon Abstand zu nehmen.«
Epiktet
Epiktet: Handbüchlein der Ethik. Ditzingen: Reclam, 1958. S. 31.
Ich denke, das Zitat soll ausrücken, dass Handeln wichtig ist (… »und so geh ans Werk«). Epiktet möchte dazu aber noch die Aufmerksamkeit von der Handlung an sich noch auf die Vorbedingungen sowie die Wirkung lenken.
Ich denke, für eine fundierte Handlung sollte eine solche Herangehensweise angestrebt werden.
Weiterhin denke ich nicht, dass bei jeder Entscheidung im Alltag ein solches Vorgehen nötig ist, da, wie bereits in den Kommentaren konstatiert wurde, dies auch eine lähmenden Wirkung für einige bereithalten würde.
Wie von Epiktet richtig aufgezeigt, ist es wichtig sich seiner eigenen Ziele und der einem dazu zur Verfügung stehenden Ressourcen und Möglichkeiten bewusst zu sein, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Wie Eva Hammerschmidt jedoch schon aufgezeigt hat, ist es ebenfalls entscheidend, nicht in jeder Situation allzu bedacht an das Leben heranzutreten. Es ist wichtig, Fehler zu begehen und aus ihnen zu lernen, um weiter zu wachsen. Daher finde ich die Worte von J.K. Rowling eine treffende Ergänzung zu Epiktets Rat.
Dem ganzen würde ich einen weiteren Rat in Form eines Zitates anschließen:
»Wenn Du etwas noch nie getan hast, probiere es dreimal. Erstens, um die Angst zu überwinden. Zweitens, um zu lernen, wie Du es machst. Und ein drittes Mal, um herauszufinden, ob es Dir gefällt oder nicht.« – Virgil Thomson
Epiktet hat in vielerlei Hinsicht recht mit seinem Rat. Eine ausführliche Überlegung, Planung und Organisation eines bestimmten Ereignisses oder Projektes kann einem so einige Unannehmlichkeiten ersparen. Hier möchte ich mich aber gerne auf ein anderes Zitat beziehen, von dem ich glaube, es könnte als Ergänzung dienen, um nicht allzu vorsichtig und bedacht an das Leben heranzugehen:
„It is impossible to live without failing at something, unless you live so cautiously that you might as well not have lived at all – in which case, you failed by default.“ – J.K. Rowling
Dieses Zitat mag in vielen Fällen zutreffend sein, aber ich würde gerne anfügen, dass es nicht wirklich allgemein zutreffend und für jeden Mensch hilfreich sein kann. Leute die einen Hang zum Überdenken haben, vielleicht sogar eine Angststörung, fühlen sich oft durch das Bedenken aller möglichen Szenarien eher gelähmt irgendetwas zu tun. Gerade für solche Personen scheint mir dieser Rat von Epiktet nicht ganz hilfreich zu sein.