… um der Güte und der Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.«
Thomas Mann
Mann, Thomas: Der Zauberberg. Frankfurt am Main: Fischer, 1988. S. 523.
Ein Quarantäne-Blog in Krisenzeiten
Herausgegeben von Volker Friedrich
… um der Güte und der Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.«
Thomas Mann
Mann, Thomas: Der Zauberberg. Frankfurt am Main: Fischer, 1988. S. 523.
Wer sich seiner Sterblichkeit bewusst ist, lebt intensiver und bewusster.
Wer zu viele seiner Gedanken dem Tod widmet, verpasst das Schöne des Lebens. Bestreitet man seinen Weg mit dem stetigen Gedanken daran, wo alles enden wird, ist das zwar ein richtiger Gedanke, da wir alle irgendwann sterben werden, aber es nimmt einem schnell die Möglichkeit, das Hier und Jetzt zu genießen. Die Schönheit eines Tages kann bei dem Gedanken an den Tod schnell verblassen. Wenn ich meine Großeltern besuche, versuche ich auch nicht daran zu denken, dass sie bald sterben werden, auch wenn das nicht immer gelingt. Ich versuche vielmehr, die Zeit, die mir mit ihnen bleibt, zu genießen. Aber ignorieren sollte man seine Sterblichkeit wiederum auch nicht. Man sollte sein Leben nutzen, wie es kommt, und seine Zeit so glücklich und erfüllend wie nur möglich zu verbringen. Das Leben ist so vielfältig und abwechslungsreich, dass es keinen Sinn macht, Zeit mit Gedanken an den Tod zu verschwenden. Denn wer weiß schon, wann es so weit sein wird? Nächstes Jahr? In 10 Jahren? Was ich weiß, ist, dass ich meine Zeit versuche zu genießen. Ganz nach dem Motto »carpe diem«.
Gedanken an den Tod sollten nicht das Leben bestimmen. Sich gelegentlich seine Sterblichkeit bewusst zu machen, schadet meiner Meinung nach jedoch nicht, sondern schärft unsere Wahrnehmung für das endliche Leben.
Das sehe ich ähnlich: Das Leben ist endlich, und wir wissen zum Glück auch nicht genau, wann es enden wird. Wer sich aber dessen grundsätzlich bewusst ist, kann aus der eigenen Endlichkeit großen Mut und Tatkraft ziehen.
Der Tod ist unausweichlich. Mit ihm endet das Leben. Uns bleibt nichts von unseren Erfahrungen. Traurig ist der Tod eines Menschen letztlich nur für die Hinterbliebenen.
Der Tote verschwendet keinen Gedanken an sein Ende, warum sollte es der Lebende tun?
Sich dem Tod zu überlassen bedarf keiner Stärke. Viel mehr das Gegenteil erfordert ein großes Maß an Selbstüberwindung. Doch diese Selbstüberwindung wird einem nicht bewusst durch das Blicken einer rosa-roten Brille auf die Welt oder gar das Ausblenden des Todes. Eine reine Ignoranz dem Tod gegenüber wäre also nicht zielführend, denn der Tod muss einem bewusst sein um die Herrlichkeiten des Lebens vollends zu genießen und zu schätzen — ganz nach dem Sinn „memento mori“.
Wer in Güte und Liebe über das Leben und seine Verflechtungen nachdenkt, nimmt das Wachstum, die Pracht, die Vielfalt, das sich Erneuerbare wahr. Er sieht nicht den Winter, sondern den Frühling, nicht das Sterben sondern die Geburt. Tod heißt Nicht-Sein, was nicht ist kann nicht sein.
„Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht.“ (Epikur)