… unserer Kindheit, die wir so voll erlebt haben wie jene, die wir glaubten verstreichen zu lassen, ohne sie zu erleben, jene nämlich, die wir mit einem Lieblingsbuch verbracht haben.«
Marcel Proust
Proust, Marcel: Tage des Lesens. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1969(3). S. 9.
Ich hab einen großen Teil meiner Kindheit gelesen, und das war eine unfassbare schöne Zeit. Dadurch habe ich Welten bereist, die ich mir niemals erträumt hätte zu bereisen und die man auch nicht bereisen könnte. Ich hab neue Dinge gelernt und konnte ich sein, so wie ich bin.
Das Lesen von Büchern eröffnet uns die Möglichkeit, in andere Welten oder auch in Köpfe anderer einzutauchen. Und nicht nur einzutauchen, sondern auch aus der eigenen Welt zu flüchten. Für viele Menschen ist das Lesen vor allem in der heutigen schnelllebigen Zeit ein Ausweg aus dem alltäglichem Stress. Mir tut es gut, einfach nur dazusitzen, mich in meine weiche Decke einzukuscheln und die Geschichte des Protagonisten mitzuerleben und mitzufühlen. Die Freude ist groß, nach einem stressigen Tag die Ruhe zu genießen und im Kopf durch Texte Bilder malen zu lassen.
Oft sind wir uns in dem Moment, in dem wir in eine andere Welt entfliehen, dessen gar nicht bewusst.
Erst im Nachhinein oder sogar viel später wird uns bewusst wie wichtig diese Zeit für unsere Entwicklung war. Einfach mal durch ein Buch in eine andere Welt schlüpfen und sie von einer anderen Perspektive sehen. Nach dem Lesen wird einem dann klar, dass man gerade Zeit »woanders« in einer anderen Welt verbracht hat und diese Zeit so wichtig ist.
Bücher eröffnen die Möglichkeit, Dinge zu erleben, die fernab von der Realität sind oder die man sonst nicht erlebt. Ein Buch gibt uns die Möglichkeit, wie Harry Potter auf einem Besen zu fliegen oder wie Gwendolyn durch die Zeit zu reisen. Durch Bücher werden Träume und Welten eröffnet, die für jeden individuell erlebbar sind. Man kann ungestört Problemen oder alltäglichen Situationen entfliehen und in eine völlig andere und fremde Welt eintauchen.
Ohne uns bewegt zu haben – und doch hat uns unsere Fantasie an viele ferne Orte getragen. Aus dem Nichts erschuf unser Geist Bilder und Formen, die sich bewegten und bunt schillerten. Alles schien lebendig und real. Diese Welt wurde von uns genährt und lebte nur so lange, wie wir ihr Aufmerksamkeit schenkten. Doch irgendwann geht auch das spannendste Buch zu Ende, und wir kehren vorübergehend in die Wirklichkeit zurück.
Dieses Zitat weckt Erinnerungen an endlos scheinende Sommertage am Seeufer, an denen eigentlich nichts passiert ist, außer einem gelegentlichen Sprung in den See; nur um danach wieder stundenlang auf dem Handtuch liegend zu lesen.
Ein Buch als Eintrittstor zur Fantasie. Einer Fantasie die sterblich ist oder vielmehr sterben kann. Ein Gut dass es zu schützen gilt, denn nirgendwo wird der eigene Verstand besser angeregt als durch eine lebhafte Geschichte die ihr Dasein in Buchstaben fristet.
Nur wie erklärt man das in Zeiten von »Netflix«?